Pappe statt Plastik
Premier Foods, Großbritannien, realisiert innovative Pack- und Palettierlösung für Dessert-Becher
Weil sie ihre Dessert-Becher nicht mehr in geshrinkten Kunststoff-Trays vertreiben wollte, investierte das britische Unternehmen Premier Foods in ein kombiniertes Pack- und Palettierzentrum. Darin werden die Becher jetzt mittels Trayaufrichter und Manschettierer in Karton verpackt und abschließend vollautomatisch palettiert. Gleichzeitig entsorgt das Palettierzentrum zwei weitere Verpackungslinien. Die Gesamtanlage wurde im Februar 2022 erfolgreich abgenommen. Ein Porträt.
Als eines der größten börsennotierten Lebensmittelunternehmen Großbritanniens beschäftigt Premier Foods über 4.000 Mitarbeiter an 15 Produktionsstandorten und Niederlassungen im gesamten Königreich. Ungefähr 96 Prozent der Waren werden in Großbritannien hergestellt. Die Rohstoffe dazu liefern soweit möglich britische Händler und Landwirte.
Milchreis, Pudding und andere Desserts
Das Markenportfolio von Premier Foods ist in vier Schlüsselkategorien eingeteilt. Diese sind: erstens Aromen und Gewürze, zweitens Saucen und Beilagen, drittens Convenience-Lebensmittel, Snacks und Suppen sowie viertens aseptisch verpackte Desserts. Darüber hinaus stellt die Gruppe Produkte wie Kuchen und Desserts im Auftrag vieler Lebensmitteleinzelhändler im Vereinigten Königreich her.
In der Ambrosia Creamery produziert Premier Foods die in Großbritannien beliebtesten Milchreis- und Pudding-Produkte sowie zahlreiche andere Desserts. Das Unternehmen selbst geht auf das Jahr 1917 zurück. Produktionsstandort ist die Ortschaft Lifton, die im Herzen der Grafschaft Devon im Südwesten von England liegt.
Ziel war ein modernes Multipack-Format
Am Standort Lifton ging die erste Verpackungsanlage von A+F bereits im Jahr 2012 in Betrieb. Seit dieser Zeit wurden eine Reihe weiterer Projekte gemeinsam abgewickelt - das letzte Anfang 2022. „Bei der jüngsten Zusammenarbeit ging es darum, ein modernes Multipack-Format für unsere beliebten Dessert-Becher zu entwickeln. Dabei wollten wir gleichzeitig zu einer nachhaltigeren Kartonlösung wechseln“, fasst Graeme Strike, der Projektverantwortliche bei Ambrosia, zusammen. Denn zu dieser Zeit wurden die abgefüllten Becher in ein offenes Kunststoff-Tray eingesetzt, das vor der Palettierung zusätzlich mit einer Schrumpffolie verschlossen wurde. „Jetzt verpacken wir unsere Becher in Vollpappmanschetten und Wellpappkartons“, unterstreicht Strike.
Zusätzlich zu dieser Herausforderung galt es, ein geeignetes Anlagen-Layout zu finden, um in der vorgesehen Halle das geplante Palettierzentrum mit integrierter Verpackungseinheit räumlich überhaupt realisieren zu können. Außerdem sollten alle bestehenden Optionen vom Becherfüller bis hin zum Produkt-Routing beibehalten werden. „Hierbei war die Flexibilität des Designs der Verpackungseinheit aus Trayaufrichter und Manschettierer enorm wichtig. Denn das stellte sicher, dass die Becher die Abfüllmaschine weiterhin im etablierten Format verlassen und dennoch nahtlos von der neuen Verpackungs- und Palettierlinie verarbeitet werden konnten“, erläutert Strike.
In einem aufwendigen Ausschreibungsverfahren durchgesetzt
Erster Schritt bei der Maschinenwahl war ein aufwendiges Ausschreibungsverfahren. Strike blickt zurück: „Hier haben sich der Trayaufrichter und der Manschettierer als etablierte und bekannt flexible Maschinen von der Konkurrenz abgehoben.“ Hinzu kam ein weiterer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern: Die Bestandsanlagen konnten problemlos an die neuen Bedingungen angepasst werden. Ein anderer Anbieter hätte für Premier Foods dagegen gegebenenfalls Ersatzinvestitionen bedeutet. „Das machte uns die endgültige Entscheidung relativ einfach“, so Strike.
Der Auftrag umfasste das Layout, zwei neue Palettierer, die Umrüstung eines bestehenden Palettierers, einen MultiFormer-Trayaufrichter und einen Manschettierer Typ SetLine, alle notwendigen Transporteure sowie die mechanische und steuerungsseitige Anbindung an die vorgegebenen Schnittstellen. Zwei Spiralförderer wurden als Generalunternehmer zugekauft und eingebunden. Übernommen wurden weiterhin Fremdaggregate wie X-Ray/Checkweigher, InkJet-Drucker, Palettenwickler sowie Paletten- und Kartonetikettierer.
Bei der Planung der Anlage wurde ein besonderes Augenmerk auf einen möglichst energieeffizienten Betrieb gelegt – ein Ziel dabei unter anderem: möglichst wenig kostspielige Pneumatik. So kommen folgerichtig die neuesten Servo- und Drehstromantriebe zum Einsatz und Vakuumpumpen ersetzen die herkömmlichen Venturi-Vakuumerzeuger. Das Gesamtprojekt wurde schlüsselfertig inklusive Demontage und Bedienerschulung abgewickelt.
In rekordverdächtig kurzer Zeit zur spezifizierten Leistung
Die Montage in Lifton startete Ende 2021. Das neue Pack- und Palettierzentrum erreichte danach in rekordverdächtig kurzer Zeit seine spezifizierte Leistung. Bereits wenige Wochen nach der Inbetriebnahme folgte im Februar 2022 die erfolgreiche Abnahme. „Dies wurde durch die hervorragende Bedienerschulung perfekt unterstützt“, stellt Strike heraus. Hilfreich in diesem Zusammenhang war sicherlich auch das Werkzeug „Digitaler Zwilling.“ Mit diesem wird über eine Computersimulation im Vorfeld einer Investition abgeklärt, wie die vom Kunden gestellte Aufgabe technisch und betriebswirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden kann. Beim Projekt Premier Foods betraf dies die Gestaltung des Palettentransports. Der „Digitale Zwilling“ geht dabei aber weit über die reine Computersimulation hinaus. Das Werkzeug steuert exakt die SPS an, die beim Kunden zum Einsatz kommen wird, und diese wiederum die Simulation. Die in diesen Tests nahezu unter Einsatzbedingungen gewonnen Erkenntnisse helfen, die Maschinenkonstruktion sowie die spätere Inbetriebnahme beim Kunden optimal zu gestalten.
Für 24/7/365 ausgelegt
Seither bewährt sich das Pack- und Palettierzentrum im harten Arbeitsalltag. Die Anlage ist für 24/7/365 ausgelegt. Sie wird derzeit im Zweischichtbetrieb genutzt. Der Manschettierer bildet die Verpackungsvarianten: 2 Becher x 1 Lage = 2 Becher, 2 Becher x 2 Lagen = 4 Becher sowie 3 Becher x 2 Lagen = 6 Becher. Seine Nennleistung beträgt 304 Becher pro Minute. Der Trayaufrichter bildet nachfolgend daraus die gewünschten Gebinde aus Manschette und Wraparound-Tray. Seine Nennleistung beträgt bei den 2-Becher-Manschetten 19,0 und bei den 3-Becher-Manschetten 12,7 Gebinde pro Minute. Der Palettierer der neuen Kartonverpackung verfügt ebenfalls über eine Nennleistung von 19,0 Gebinde pro Minute. Die beiden anderen Palettierer entsorgen gleichzeitig zwei weitere Verpackungslinien. Ihre Nennleistung liegt jeweils bei 13,9 Gebinde pro Minute. Als Paletten kommen bei allen drei Palettierern Chep- oder Europaletten zum Einsatz. Die Umstellung des Palettentyps geschieht wie die des Lagenbildes über abgespeicherte Produktvorwahlen.
„Darauf können wir alle stolz sein“
„Wir wussten um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens und die seiner Komponenten“, resümiert Strike. Ein wichtiger Aspekt, waren die Rahmenbedingungen diesmal doch weitaus fordernder. Denn: Das Projekt wurde vor dem schwierigen Hintergrund des Austritts Großbritanniens aus der EU und der Covid-Pandemie abgewickelt. So mussten die Montageteams unter anderem zuerst in Quarantäne. Strike abschließend: „Trotz dieser völlig neuen Herausforderungen arbeitete das A+F-Team immer eng und kooperativ mit uns zusammen. Das war sicherlich einer der wesentlichen Faktoren dafür, dass dieses Projekt budget- und termingerecht umgesetzt wurde. Darauf können wir alle stolz sein.“
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